01
/
01
/
Zettkowski

Unbelehrbare Sturköpfe

Unbelehrbare Sturköpfe

Endlich, endlich, endlich

Es wird mal wieder Zeit, Luft abzulassen. Seit einigen Wochen weise ich auf allen möglichen Kanälen auf meine Record-Release-Party inklusive Live-Konzert im PoshTeckel in Berlin-Neukölln hin. Endlich: Zettkowski erblickt das Licht der Öffentlichkeit. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf gefreut habe.

Nicht von heute auf morgen

Und natürlich bedarf es bei so einem Event eines gewissen Vorlaufs. Da ruft man nicht mal eben im PoshTeckel an und sagt: „Hallo zusammen, ich komme am Freitag und spiele ein Konzert bei Euch. Ok?“ Nein, man investiert Zeit, plant, probt, überlegt, verwirft Dinge, startet durch, steht unter Strom – mit jedem Tag ein wenig mehr.

Neu gewonnene Freiheit

Wenn ich zurückblicke, dürfte die konkrete Planung der Party mit Konzert irgendwann Ende Juli, vielleicht auch Anfang August begonnen haben. Eine Zeit, zu der die Inzidenzen niedrig waren und man als doppelt Geimpfter das Gefühl hatte, dass die Ungeimpften nun die Dummen sind. Eine Zeit, in der man das Gefühl hatte, dass jede Öffnung ein Stück wieder gewonnene Freiheit war, die zumindest für Geimpfte nun auch so bleiben würde.

Der Arsch geht auf Grundeis

Tja, Pustekuchen. Es ist Mitte November und wir müssen mal wieder sehen: Nichts ist planbar. Nur wenige Tage vor dem Konzert im PoshTeckel sind die Zahlen hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie und auch, wenn der Wahlkampf und das Machtvakuum an der Spitze unserer Republik zu einem noch zögerlicheren Verhalten geführt hat, als wir es von der Administration Merkel ohnehin gewohnt waren: Plötzlich geht der Politik der Arsch wieder auf Grundeis.

Plötzlich ist es fünf nach zwölf

Herr Spahn kommt aus der Versenkung und verkündet gemeinsam mit Herrn Wieler vom RKI: Es ist fünf nach zwölf. Wunderbar, ick freu ma. Wenn es fünf nach zwölf ist – warum hat man dann nicht vielleicht einfach mal um Dreiviertel Zwölf angefangen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen?

Vielleicht für’n Arsch

Unter’m Strich bedeutet das nämlich ab heute: Konzert in Gefahr! All die Planung, all das Herzblut – vielleicht für’n Arsch… Und zwar nicht allein, weil der Gesundheitsminister und sein RKI-Spusi den Wecker nicht gehört haben, sondern auch, weil wir in einer Republik der Vollpfosten leben.

Ronny und sein polierter Schädel

Da kann man sich den Mund fusselig reden. Leute, lasst euch impfen. Es gibt nur diesen einen Weg aus der Pandemie. Ein kleiner Piecks für dich, ein großer Schritt für die Menschheit. Aber nein, wir Schlafschafe haben ja keine Ahnung, sind eigentlich seit September alle schon tot und überhaupt ist Ronny aus Eisenhüttenstadt mit seinem glattpolierten Schädel der Einzige, der wirklich durchblickt und die Lage richtig einschätzen kann… Die Spätfolgen, die Nebenwirkungen…

Lasst euch impfen!

Mit Argumenten kommt man da nicht mehr durch. Mit warmen Worten schon gar nicht. Und selbst ein flehentlicher Appell prallt wahrscheinlich an der Mauer der fehlenden Empathie ab. Doch die Botschaft ist eindeutig und kann nicht diskutiert werden. Leute, sofern noch nicht geschehen und nicht aufgrund von Vorerkrankungen unmöglich: Lasst euch impfen!

Gegen den Baum

Die Impfung ist der einzige Weg, wie wir alle gemeinsam aus der Scheiße raus kommen. Da mag man Bedenken haben oder sogar Ängste. Aber spätestens, wenn du dir das Virus einfängst und der Husten beginnt – glaube mir – wird die Angst noch viel größer. Du hast die Wahl: Der Wagen in dem du sitzt, rast mit hoher Geschwindigkeit auf den Baum zu. Es wird zum Crash kommen – du wirst dir das Virus irgendwann einfangen. Jetzt in diesem Moment hast du die Möglichkeit den Sicherheitsgurt anzulegen, ehe es kracht. Und ja, natürlich kann der Sicherheitsgurt zu Schürfwunden, mitunter sogar zu Blutergüssen führen, aber was glaubst du denn, was passiert, wenn du ohne Gurt gegen den Baum knallst?

Wie ein bockiges Kind

Wir alle haben in den letzten knapp zwei Jahren viele Entbehrungen auf uns genommen, haben uns eingeschlossen, Rücksicht auf die Kranken und Schwachen genommen, weil es kein anderes Mittel gegen das Virus gab. Nun aber gibt es dieses Mittel und die Geduld all derer, die es bereitwillig einnehmen, wird ein Ende haben. Es wird weiter Rücksicht und Solidarität mit den Alten, Schwachen und Kranken geben. Es wird auf absehbare Zeit jedoch keine Rücksicht mehr gegenüber Menschen geben, die sich wie ein bockiges Kind hinstellen und gegen jeden besseren Rat sagen: Ich nehme meine Medizin nicht.

Das Ende der Rücksicht

Auf kurz oder lang werden wir zu einer 2G-Gesellschaft werden – und zwar einfach, weil die Alternativen ein ewiges Maskentragen, ein ewiges Testen und jeden Winter ein Lockdown wären.

Ja, Geimpfte können das Virus weiterverbreiten. Aber wer sich an den März 2020 erinnert: Das Ziel war nie und kann gar nicht sein, das Virus auszurotten. Das Ziel ist es, mit dem Virus zu leben, ihm aber den Schrecken zu nehmen. Und dies geschieht allein mit einer Impfung. Treffen sich nämlich zwei geimpfte Menschen und der eine Mensch gibt das Virus an den anderen weiter, passiert in den meisten Fällen rein gar nichts. Treffen sich ein geimpfter und ein ungeimpfter Mensch und der geimpfte Mensch gibt das Virus an den ungeimpften Menschen weiter… viel Spaß beim Aufprall an den Baum ohne jeden Sicherheitsgurt.

Das Geheimrezept

Wie dumm kann man denn sein? Nun, ich bin zumindest dumm genug, dass ich keine Ahnung habe, was in dem Impfstoff drin ist. Ich bin auch nicht schlau genug, bis ins Detail zu verstehen, welche Proteine wann und wo andocken und damit den schweren Verlauf verhindern. Aber ich weiß auch nicht, was in einer Kopfschmerztablette genau drin ist. Und trotzdem nehme ich sie fast jeden Sonntag, wenn ich am Samstag mal wieder etwas zu sehr feiern war. Und natürlich weiß auch ich nicht, was in Coca-Cola genau drin ist. Wer weiß das schon? Schließlich ist das genaue Rezept bis heute geheim. Und trotzdem saufen es Millionen und Milliarden von Menschen auf dem gesamten Erdball – und dass, obwohl längst bekannt ist, dass die süße Brause nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist.

Ein klares Statement an die Politik

Vom Zickzackkurs der Politik mit den Impfverweigerern mag man nun halten, was man will. Die Damen und Herren Politiker warten wahrscheinlich auch nur auf klare Statements aus der Bevölkerung, ehe sie den Schlussstrich unter ihre Rücksichtnahme setzen. Von mir habt ihr das OK. Keine Rücksicht mehr auf all die, die könnten, aber nicht wollen. Schluss mit lustig. Es gibt eben Menschen, die es erst begreifen, wenn sie im Bett liegend auf Intensiv geschoben werden. Tut mir leid, aber jede Geduld hat ihr Ende.

Es trifft die Falschen

Dummerweise sind die, die unter den hohen Inzidenzen momentan am meisten leiden, nicht die Impfverweigerer, sondern Menschen, die für all das Elend nichts können. Nämlich auf der einen Seite all diejenigen, die sich Tag ein, Tag aus um unser aller Wohl kümmern. Die Menschen, die auf Intensivstationen jeden Tag an ihre eigene Belastungsgrenze gehen, um das Leben anderer Menschen zu retten.

Und auf der anderen Seite all die, die in Sachen Corona zwar doppelt und dreifach vorsichtig waren, aber das Pech haben, anderweitig erkrankt zu sein. Menschen, die dringend auf eine Operation warten, um endlich wieder etwas mehr Lebensqualität zu gewinnen. Menschen, die im Moment nicht operiert werden, weil irgendwelche Sturköpfe den Piecks verweigern und sich damit in Sachen Notversorgung unverschämt vordrängeln.

Runter mit den Inzidenzen

Oberstes Gebot, um genau diesen Menschen zu helfen, muss es nun sein, die Inzidenzen möglichst schnell wieder runter zu kriegen. Die Menschen, die auf Intensiv arbeiten, müssen entlastet werden. Die Menschen, die auf ihre OP warten, müssen endlich zu ihrem Recht kommen.

All dies funktioniert jedoch nur, wenn wir die Ansteckungsraten wieder verringern. Da mag 2G durchaus helfen, wenn Geimpfte das Virus nur unter sich verbreiten und im Normalfall nichts passieren kann. Es ist jedoch noch nicht genug, denn das Virus wird schließlich weiter verbreitet und die Gefahr, dass es am Ende auch auf einen ungeimpften Menschen trifft, besteht unvermindert weiter. Entsprechend ist auch 3G keine Lösung. Denn wenn die Geimpften das Virus an Menschen weitergeben, die zwar getestet, aber eben dennoch ungeimpft sind, hilft das nicht, sondern verschlimmert die Lage eher noch. 

Nur 2Gplus hilft

Unter dem Strich hilft also tatsächlich nur 2Gplus. Du bist geimpft und getestet. Alle in einem Raum und die Aerosole sind trotzdem virenfrei. Sicherer geht es nicht – und da kann sich unsere Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag noch so sehr mit ihren Ministerpräsidenten zoffen: wenn 2Gplus eingehalten wird, gibt es keinerlei Gründe, eine Veranstaltung selbst auf kleinstem Raum abzusagen.

In weiser Vorausschau

Daher haben wir uns – Bernd vom PoshTeckel und ich – bereits heute dazu entschlossen, was am Donnerstag wahrscheinlich sowieso kommt und dann spätestens ab kommenden Montag gilt: Wenn irgendwo wildfremde Menschen zusammenkommen und feiern (und genau das haben wir am Freitag ja vor), dann doch bitte nur, wenn alle geimpft und getestet sind.

Nur ein kurzer Test

Ich weiß, dass mich das jetzt vielleicht das ein oder andere Gesicht kosten wird, dass ich am Freitag dann nicht sehen werde. Das ist schade, aber dann nicht zu ändern. Tests sind ab heute wieder kostenlos – einmal Stäbchen in die Nase und gut ist. Wir alle sind sicher, das Virus bleibt draußen, die ungeimpften Vollpfosten auch – was will man mehr?

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.